KLOSTERNEUBURG, 16. November 2014 (eigener Bericht). Ein Komitee um den Erzblogger der Blogözese Germanischer Nation, Alipius Müller CanReg, hat heute im österreichischen Stift Klosterneuburg die besten Blogs aus dem Umfeld der jungen Personalprälatur mit den begehrten Schwester-Robusta-Preisen geehrt. Die Goldmedaille in der Sektion „katholische Nachrichtensatire“ ging – Kenner überraschte es wenig – auch diesmal wieder an den unübertroffenen Daniel Deckers für dessen Beiträge auf der Internetseite faz.net.
Deckers, bekannt für seine stets lachmuskelzerfetzenden Pointen, mußte sich auch intern gegen starke Konkurrenz durchsetzen, vor allem was die unter seiner Ägide entstandene beliebte Humorserie über die Ereignisse um den Limburger Bischof („Tebartz-van Elst wird nicht angeklagt: Gnade vor Kirchenrecht“) anging; so entsprang etwa das berühmte Diktiergerät, mit dem „Protzbischof Tebartz“ in einer Folge die Journalisten heimlich abhört, der genialen Phantasie seines FAZ-Kollegen Volker Zastrow.
In einer Dankesrede schrieb Deckers den entscheidenden Anstoß seiner Humoristenkarriere der Gesellschaft Jesu zu, in deren Umfeld er seine Studienjahre absolvierte. Die Patres hätten seine Begabung schnell erkannt und ihn mit immer neuem Material versorgt. Dennoch sei er noch einige Jahre zweigleisig gefahren und habe sich als Journalist versucht, bevor er sich dazu entschied, die Satire zu seinem Brotberuf zu machen.
„Die Kunst guter Satire“, schrieb Deckers seinen Kollegen ins Stammbuch, „besteht darin, eine alternative Realität zu erschaffen, die in gewisser Weise mit der Wirklichkeit in Beziehung steht, dabei jedoch die Bruchstellen sichtbar läßt: Bei meiner Satire versuche ich durch den Paratext eine Authentizitätsfiktion aufzubauen, die verhindert, daß die Aussetzung der Ungläubigkeit beim Leser willentlich geschieht: dadurch wird der Rezipient dazu verführt, eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber dem Text zu entwickeln.
Im Laufe des Lesens kommt der Leser jedoch an einem gewissen Punkt, wo er den Inhalt des Textes, den er liest, nicht mehr mit der Realität übereinbringen kann. Es erfolgt ein kognitiver Umschlag: der Rezipient erkennt, daß er einen fiktionalen Text liest, was er zunächst nicht erwartet hatte. Die Erkenntnis dieser Enttäuschung ist ein lustvolles Erlebnis und regt zum Lachen an; die Betrachtung der so entladenen Spannung ermöglicht dem Rezipienten der Satire aber zugleich auch eine Erkenntnis über sich selbst und sein eigenes Verhältnis zur Welt – bzw. in meinem Fall zur Kirche. Gegenstand der Satire ist ja eigentlich vielmehr ihr Leser als ihr Thema.“
Deckers’ liebste Methoden sind dementsprechend das Pasticcio und die Parodie. Aber manchmal müsse auch einfach mal Klamauk sein. Aus diesem Bereich bot er dem Publikum der Preisverleihung eine Probe seiner Kunst aus den letzten Wochen: „Der Zwischenbericht der Familiensynode, die Papst Franziskus im Vatikan einberufen hat, ist eine kleine Sensation. Verfasst hat ihn einer der Falken im Kardinalskollegium. Doch er klingt, als hätte ihm eine Taube ins Ohr gegurrt.“ Das Gaudium der Anwesenden sprach für sich: Welch ein Meister! Diese Robusta ist wirklich verdient.
Weit abgeschlagen hinter Deckers lag beim diesjährigen Satirepreis des renommierten Wettbewerbs das Portal „Spiegel Online“, dem mit seinen eher an einfache Gemüter gerichteten Schlagzeilen, die doch bisweilen auch feinere Sardoniker zum Schmunzeln bringen konnten, ein Achtungserfolg gelang. („Italienische Pfarrer auf Abwegen: Bunga-Bunga in Albenga“, „Sixtinische Kapelle: Willkommen in der Sixt-Arena!“)
In die Bronzemedaille teilen sich die thematisch breit gefächerten, aber weniger reichweitenstarken österreichischen Künstler von orf.at und derstandard.at, die in den letzten zwei Jahren gern die Aktivisten gegen Priesterzölibat und Männerordination aufs Korn nahmen („Martha Heizer: Die Kirche straft ein ‚katholisches Urgestein‘“). Gegen solche Konkurrenz hatte der einzige nominierte genuin katholische Wettbewerber, katholisches.info, der stilistisch noch manchmal zu grobschlächtig den Klamauk-Holzhammer schwingt und heuer zudem auch noch in der Kategorie „Papsttreue“ durchfiel, keine Chance.
Die Redaktion der Tiberente – in diesem Jahr nicht für die Endausscheidung qualifiziert – gratuliert ihren Kollegen herzlich. Möge der Wettbewerb so vieler ausgezeichneter Künstler dazu beitragen, daß die beste katholische Satire wie seit Rahners Zeiten so auch in Zukunft weiterhin in deutscher Zunge verfaßt wird.
Ach Petronius, reich mir die Tränenvase - die Zwerchfell-Robusta mit Eichenlaub, Schwertern und Diamanten 2015 gehört Ihnen bereits jetzt!
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