GDK-Vorsitzende Rosa Weigand |
Die Forderungen der außerordentlichen Kommunionspender, wie sie offiziell heißen, sind 5 % mehr Achtung, eine größere Teilhabe an der Liturgie und die obligatorische dauerhafte Beauftragung zur Beendigung prekärer Beschäftigungsverhältnisse.
Um den Meßbetrieb trotz des Streiks aufrechterhalten zu können, greift die Kirche auf das noch vereinzelt vorhandene geweihte Personal zurück; Notgottesdienstordnungen sind zwar im Internet einzusehen, doch sollten sich die Gläubigen stets vor Ort informieren. Sollte der Streik wirklich bis Dienstag morgen durchgezogen werden, wird es noch einige Zeit dauern, bis die regulären Gottesdienstordnungen wieder aufgenommen werden können. Mit Ausfall und Verspätung einzelner Martinszüge ist daher zu rechnen.
Besonders ärgerlich für Gläubige, die gerade erst gebeichtet haben: einen vollständigen Ablaß gewährt die Kirche nur, wenn nachgewiesen kann, daß die Kommunion, für deren Empfang der Gnadenstand gebucht war, auch tatsächlich ausgefallen ist.
Allgemein herrscht unter den Deutschen, deren Frömmigkeit seit Franziskus einen großen Aufschwung genommen hat, großer Unmut. „Ohne Messe können wir nicht leben!“ sagte uns ein zufällig in Berlin angesprochener Passant. „Es kann nicht sein, daß eine so kleine Gruppe das ganze Land in Geiselhaft nimmt, um ihre Partikularinteressen durchzusetzen. Wer denkt an die vielen Pastoralreferentinnen, die nun ihre Gitarre zu Hause lassen müssen?“
Besonders hart trifft der Streik die Bundeshauptstadt: „Den Weihetag der Lateranbasilika haben die Berliner stets besonders in Ehren gehalten. Ich hoffe, die GDK hat daran einfach nicht gedacht, ansonsten wäre es eine Frechheit, gerade an diesem Wochenende zu streiken“, meinte Berlins Regierender Oberbürgermeister Wowereit (SPD). GDK-Bundesvorsitzende Rosamund Knie-Weigand dazu: „Das ist doch Kokolores! Würden wir statt dessen am 33. Sonntag im Jahreskreis oder an Weihnachten streiken, wäre die Aufregung genauso groß.“
Die Deutsche Bischofskonferenz verweigert sich den Verhandlungen mit der GDK, weil sie die Tarifeinheit der Kirche gefährdet sieht, und versucht, mit gesetzlichen Mitteln gegen den Streik vorzugehen: ein Eilantrag auf eine einstweilige Verfügung ist bereits bei der römischen Rota eingereicht; mit einer Antwort wird in zwei Jahren gerechnet. „Erpressen lassen wir uns nicht!“ so ein Sprecher. „Noch vor einigen Jahren waren alle Kommunionspender geweiht, da wäre ein Streik nicht möglich gewesen. Wenn wir diesen Zustand wiederhaben wollen, muß aber Rom handeln – wir sind da die falsche Adresse.“
Derweil stellen die Gläubigen ihre Pläne für das Wochenende um: Viele kündigten an, statt der katholischen Messe an diesem Wochenende die parallelen Angebote der evangelischen Landeskirchen, des Islam oder der Naturwissenschaft zu nutzen. Einige bleiben gleich ganz zu Hause: „Wir frühstücken am Sonntag mal ausgiebig“, äußerte sich ein Durchschnittskatholik gegenüber der Tiberente. „Eigentlich ganz schön, mal nicht bis nach der Messe nüchtern bleiben zu müssen! Nur die Kinder sind natürlich ein bißchen enttäuscht.“
In den sozialen Medien löste die Streikaktion viele verärgerte Reaktionen aus. Andere liturgische Gruppen nutzen die Lage jedoch für humoristische Eigenwerbung. So kursiert etwa ein Plakat, auf dem zu lesen ist: „Unsere Züge dampfen weiter. Ihre Thuriferare.“
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