Papst Franziskus veröffentlicht Enzyklika zur Sexuallehre

„Pater, mater, proles: hominis indoles.“
(LL 12,3)
ROM, 24. Januar (eigener Drahtbericht). Völlig überraschend auch für Vatikankenner hat Papst Franziskus heute seine zweite Enzyklika veröffentlicht. Das ungewöhnliche Dokument, das nach seinem Anfang den Namen Lepos leporis trägt, beschäftigt sich hauptsächlich mit Fragen der Sexuallehre. Die Veröffentlichung des Lehrschreibens gab Franziskus heute morgen während der Heiligen Messe in der Kapelle seiner Residenz, des Gästehauses Santa Marta, bekannt.

„Gestern abend saß ich im Bett und stöberte ein wenig im Internet“, erklärte der Heilige Vater während der Statio das Zustandekommen der Enzyklika. „Da fand ich eine Reaktion auf mein Interview im Flugzeug, auf der Rückreise von den Philippinen, von einem Deutschen, einem Kaninchenzüchter. Ich habe ja etwas über Kaninchen gesagt auf der Reise. Über die Kaninchen und die Zärtlichkeit unter den Eheleuten. Aber als ich diese Reaktion las, mußte ich mir denken: ‚Francisco, Francisco, wie können dich die Leute so mißverstehen?‘ Ich gebe mir doch immer solche Mühe, alles, was ich sage, besonders klar und anschaulich auszudrücken!“

Die Interpretation mancher Medien, er habe mit seiner Aussage auf das ausufernde Sexualleben der Kaninchen abgezielt, wies Franziskus zurück. „Nein, wissen denn die Leute nicht, daß im Lateinischen ‚Kaninchen‘ und ‚Tunnel‘ mit ein und demselben Wort ausgedrückt werden? Kaninchen leben in Tunnels. Sie graben sich ein und verschwinden unter der Erde im Dunkeln und kommen nur selten wieder zutage. Wie diese U-Boot-Christen, die nur zu Weihnachten in der Kirche auftauchen. So machen es manche Eheleute mit ihrer Sexualität. Sie sollen sich einander aber nicht entziehen, sie sollen sich nicht wie die Kaninchen in ihren Tunnels verbergen. Nein, in der Woche zwier, das schadet weder ihm noch ihr. So hat einmal dieser Deutsche gesagt. Dieser Deutsche – Karl Rahner!“

Franziskus weiter: „Ich schloß also die Augen und lehnte mich zurück, und dann fand ich, daß es nötig ist, einiges klarzustellen über meine Ansicht zum Sexualleben der Eheleute und zu den Hasen – den Hasenartigen. Das war notwendig! Ich habe also sofort diese Enzyklika diktiert. Und weil ich, wie Gore Vidal, niemals etwas noch einmal lese, das ich verfaßt habe, konnten wir die Enzyklika noch in der Nacht drucken. Ich weiß, es ist nicht höflich, ein Schreiben zur Sexualität zu veröffentlichen, bevor die Bischofssynode im Herbst zu Ende ist. Höflichkeit ist eine Tugend. Aber wir sollten sie nicht vergötzen. Die Höflichkeit nicht zum Götzen machen, sie nicht über die Wahrheit stellen.“

In Lepos leporis führt Franziskus das Hasenmotiv weiter aus. Auch der Hase verberge sich nämlich wie das Kaninchen: er trete nicht hervor, weder in seiner ehelichen Sexualität noch in seiner Missionspflicht, sondern er mache es sich in seiner Sasse bequem. Jedoch lehre uns der Dichter, daß Untreue in der Sasse ist, Untreue zur Kirche und in der Ehe.

Der krumme Hase sei eben wie der Mensch in se ipsum incurvatus; der Mensch müsse sich den Hasen aber auch zum Vorbild nehmen: Vor dem Teufel solle er das Hasenpanier ergreifen; denen, die ihm Unrecht tun, solle er die Blume der Liebe und der Vergebung zeigen, und vor allem solle er die Ohren spitzen, seinen Mitmenschen zuhören, die Lehre der Kirche in der Predigt in sich aufnehmen und mit den Ohren seines Herzens hören, wozu Gott ihn berufe. Wie der Hase müsse er die Weisheit Gottes und der Kirche mit den Löffeln fressen.

Zur Familiensituation sagt die Enzyklika, daß die Menschen sich immer die Niedlichkeit der Zwergkaninchen vor Augen halten sollten; Pflege und Aufzucht seien zwar mit viel Mühe verbunden, aber man wachse daran und habe dann viel Freude am Ergebnis. Man müsse aber zusehen, daß die Kleinen auch auf die Häschenschule kämen, damit ihnen eine anständige Bildung zuteil werde. Keinesfalls dürfe man sich auf zeitgeistige Ehekonzepte einlassen, bei denen Mann und Frau nicht mehr zu unterscheiden seien; bei einem solchen Rennen könne die Kirche nur verlieren.

Auch zu sozialen Fragen äußert sich der Armenpapst kurz: Reiche sollten nicht in ihrem materiellen Wohlstand liegen wie der Hase im Pfeffer, und sie sollten keinen Hasendraht zwischen sich und den Ausgestoßenen der Gesellschaft aufziehen.

Gegen Ende des Textes ruft der Papst noch einmal zu Eifer im christlichen Leben auf: Die Christen sollten keinen falschen Hasen glauben; sie sollten sich vielmehr erhöhen lassen wie der Dachhase, der durch die Gnade Gottes immer wieder auf die Füße falle, und wie der Schneehase sollten sie sich vom Blut Christi weiß waschen lassen; sie sollten auch die österliche Botschaft des Hasen in alle Welt tragen, mit dem Apostel Paulus als Vorbild, der mit dem Wort Semel lapinatus sum auf seine Bekehrung angespielt habe.

Die Enzyklika rief bereits heute vormittag einige Reaktionen hervor. Professor Pekahiah Mümmelmann von der Freien Theologischen Hochschule in Gießen vermerkte in einer Stellungnahme, daß der Hase als Wiederkäuer wohl kaum ein Vorbild für Christen sein könne. Außerdem enthalte die Bibel des Papstes ganz offenbar einen Druckfehler. Dem widersprach ein Beiträger des englischsprachigen Blogs Rorate Caeli, der aufzeigte, daß schon die frühesten Kirchenväter mastigare et ruminari nicht als verboten angesehen hätten, sondern sogar als erwünscht; außerdem sei die Aufforderung in Jesaja 28,13: Mande, remande! ja wohl eindeutig. Mümmelmann sei zweifellos von der Kirchensteuer korrumpiert.

Zustimmend äußerten sich aus dem deutschsprachigen Episkopat bisher die als eher konservativ geltenden Bischöfe Oster und Haas. Ein Kommentator auf katholisches.info wies dagegen darauf hin, daß der Freimaurer Bergoglio nicht der echte Papst sein könne, da seine Enzyklika dem Hasenverbot seines Vorgängers Zacharias (741–752) widerspreche.

Lepos leporis ist sicherlich ein Meilenstein im Pontifikat Franziskus’ und wird der Familiensynode im Herbst ganz neue Impulse geben. Bisher liegt zwar nur eine Arbeitsübersetzung ins Spanische vor; der lateinische Originaltext soll laut vatikanischem Presseamt aber spätestens in acht Jahren veröffentlicht werden.

Nachtrag:
BERLIN, 1. Februar (eigener Bericht). Inzwischen sind die Unklarheiten, die sich aus der in der Enzyklika gegebenen Antwort des Papstes auf die Frage, ob Eheleute in besonderen Fällen das sogenannte Kondom danach benutzen dürften (Pater semper, certe; mater numquam! LL 47,11), ausgeräumt. Der Heilige Vater hat bereits drei Tage nach Ausgabe der Enzyklika mit einem klärenden Apostolischen Schreiben reagiert, dessen Fehlauslegung in einer dpo-Meldung (übernommen u. a. im Postillon v. 28. Januar) bereits vom Vatikanischen Presseamt richtiggestellt wurde (übernommen u. a. im Geistbraus v. 1. Februar). Die Tiberente, die dafür bekannt ist, kein gutes Haar an Papst Franziskus zu lassen, hatte über diesen positiven Aspekt natürlich wieder mal überhaupt nichts berichtet.

Bildquelle und -lizenz

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen