In Rom scheiden sich die Geister

„Werde weiterhin wehen, wie und wo ich will“:
der Heilige Geist am letzten Mittwoch
im Petersdom.
ROM, 25. Mai (eigener Drahtbericht). Bereits am zweiten Tag ist das Gipfeltreffen der drei derzeit populärsten Geister in der katholischen Kirche ergebnislos abgebrochen worden. Erst gestern hatte der Heilige Geist seine beiden jüngeren Kollegen, den Geist des Konzils und den Geist von Franziskus, in Rom zum erstenmal überhaupt zu Sondierungsgesprächen getroffen; nun haben diese den Ort der Begegnung unter Protest verlassen und angekündigt, die Stadt erst wieder betreten zu wollen, wenn der Heilige Geist sich daraus zurückgezogen habe.

Der Streit der Gesprächsparteien war an einer Formfrage entbrannt: Während die Befugnis des Heiligen Geistes, für Gott zu sprechen, unter den Gesprächspartnern von vornherein unstreitig war – immerhin ist er bekanntlich eine Hypostase der göttlichen Usia –, weigerte sich dieser selbst, die Legitimation der beiden anderen anzuerkennen: der Konzilsgeist hatte sich wie üblich auf das Kleine Konzilskompendium sowie auf den Aufbruch berufen, den er seit fünfzig Jahren in der Kirche hervorgebracht habe. Dem letzteren hielt der Gastgeber jedoch unter anderem Metastudien amerikanischer Wissenschaftler entgegen, die herausgefunden hatten, daß sich ein solcher Effekt empirisch nicht nachweisen lasse.

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